...und sie singen noch immer! – BRUJI & BALIŠ

Ein Projekt der beiden Rockbands BRUJI (Burgenlandkroaten) und BALIŠ (Kärntner Slowenen), begleitet mit Informationen über die Lage der Volksgruppen in Österreich.


(in Kooperation mit der GBW Vorarlberg, der GBW Minderheiten; unterstützt vom BMUKK und der Bgld. Landesregierung)

Österreichische Volksgruppen = Tanzen in bunten Trachten, mit lustiger Tamburicabegleitung? Mitnichten! Die Burgenlandkroaten und die Kärntner Slowenen vertreten durch die beiden Bands rocken und spielen und zeigen so am deutlichsten, wie wichtig es auch für die Volksgruppen ist, zeitgenössische Elemente in ihr kulturelles Schaffen einfließen zu lassen und so der Jugend ein adäquates Identifikationsmittel zu bieten.
 
Ziel des Projektes:“...und sie singen noch immer“
Beinahe 57 Jahre sind seit der Unterzeichnung des Staatsvertrages vergangen, in dem die Rechte der österreichischen Volksgruppen verankert sind. Doch die Verankerung ist so gut, dass es ganz schwierig war und ist, diese Rechte aus der „gesetzlichen Verankerung“ in die Realität umzusetzen. Erst nach und nach wurden den Volksgruppen ihre Rechte seitens unserer Republik zugestanden. Ja, viele mussten sich die Slowenen und Kroaten trotz Verfassungsrangs erst mühsam erkämpfen. Leider symptomatisch für den Umgang Österreichs mit seinen Volksgruppen!

Wann wird in Österreich über Volksgruppen gesprochen? Wenn es Probleme gibt, weil die eine oder andere Ortstafeln nicht aufgestellt ist. Und sonst? Dass es immer schwieriger wird, die Sprache und Kultur zu erhalten? Dass es mit der Sprache der Burgenlandkroaten rapide bergab geht?  Dass noch immer vieles aus dem Staatsvertrag nicht oder nur rudimentär umgesetzt ist? Darüber schweigt man lieber!

BRUJI und BALIŠ bieten Österreichs Jugend die Gelegenheit, einen besonderen Teil der österreichischen Vielfalt kennenzulernen. Dass es Initiativen gibt, die für ihre Rechte mit friedlichen und kreativen Mitteln kämpfen, dass ein multikulturelles Europa durch gegenseitige Akzeptanz und Verständnis eine schöne Zukunftsvision ist, die gerade in den Regionen, wo die Volksgruppen in Österreich leben, in einigen Ansätzen schon gelebt wird.Und dass es einfach schön ist, mehrsprachig aufwachsen zu können!


BRUJI (kroat. „es brummt, es dröhnt) arbeiten seit 30 Jahren an ihrem so genannten "Krowodnrock", einem Mix aus Rock & Roll und Zitaten aus der kroatischen Volksmusik. Die 5 Musiker haben es bisher auf 6 Produktionen gebracht (3 LP´s, eine Single und zwei CD´s), in denen sie kontinuierlich den eigenen Stil „Krowodnrock“ entwickelt haben. Elemente aus der kroatischen Volksmusik werden mit solchen aus der internationalen Rockmusik verwoben, die Instrumente Ziehharmonika und Tamburica spielen neben dem E-Bass, der E-Gitarre und dem Schlagzeug eine besondere Rolle. Lange bevor Hubert von Goisern sein „Hirtamadl“ zum Besten gab, brummten die 5 Musiker aus dem Burgenland schon ihr „Gemma Krowodn schaun“ oder „Nema problema“, die heimliche Hymne der Burgenlandkroaten.
Das schwindende Selbstwertgefühl der kroatischen Volksgruppe im Burgenland, die unterschwelligen minderheitenfeindlichen Äußerungen von Teilen der  deutschsprachigen Mehrheitsbevölkerung oder auch einfach der Kampf um die Rechte der Volksgruppe werden in den Texten der BRUJI immer wieder thematisiert, manchmal zornig und aggressiv, dann wieder ironisch bissig oder auch resignativ-sentimental.
Faktum ist, dass die kroatische Volksgruppe kontinuierlich abnimmt, dass die Sprache immer mehr verloren geht, dass eine Kultur, die ein wesentlicher Bestandteil der typischen kulturellen und sprachlichen Vielfalt des Burgenlandes ist, immer mehr an den Rand gedrängt wird.
Trotzdem - oder gerade deshalb? -  ist es den BRUJI gelungen, mit ihren Texten und ihrer Musik in viele Herzen der jungen ein- und zweisprachigen BurgenländerInnen vorzudringen. Obwohl die Gruppe mehr als 10 Jahre kaum noch öffentliche Auftritte absolvierte, kann man bei der jungen Generation ein interessantes Phänomen feststellen: BRUJI wirken weiter. Die Jugend hat die Botschaft verstanden, die KIDS kennen die Texte auswendig, sie stellen sich selbstbewusst hin und stehen zu ihrer zweisprachigen kroatisch-deutschen burgenländischen Identität, ja auch dann, wenn sie die Sprache nur noch rudimentär beherrschen!  „Der Krowodnrock“ hat seine Funktion erfüllt. BRUJI aber noch nicht, denn 2009 beteiligte sich die Gruppe anlässlich des 200. Todestages zu Ehren von Joseph Haydn an dem Projekt „Haydnkrowod“  und tritt seither mit neuen und „alten“ Liedern wieder auf.  Beim 30-Jahres-Fest der BRUJI, im November 2010,  kam es zu einer beeindruckenden Leistungsschau der Krowodnrockmusik im Burgenland. Gleich 5 neue Bands sehen in den Schöpfern des Krowodnrock ihr Vorbild (Elektrikeri, Kacavida, Stara škola, Coffeeshock, Marice igrališće) -Und das macht die „alt-Krowodnrocker“ auch ein bisschen stolz! Ans Aufhören denken sie jedoch noch lange nicht. „Viel zu viele Bühnen haben wir noch nicht bespielt! Wir waren zwar schon in Toronto, Paris, Valencia, Moskau und Berlin, aber noch nie in Vorarlberg! Darauf freuen wir uns besonders,“ so Leadsänger Josko Vlasich.

Mitglieder:
Klaus Bittner, dr, voc
Toni Perusich, keyb; harmonika, tamburica, voc
Rudi Karall, Gitarre
Werner Karall, bass, voc
Joško Vlasich, voc, tamburica

Veröffentlichungen:
Gemma Krowodn schaun, LP 1980
Nema problema, LP 1983
Tambure, Single 1989
Daham, LP 1990
Simo tamo-Hinundher, LP 1995
Kein Wort Deutsch, LP 1998
“30 Jahre Krowodnrock” - ORF-Live-CD, 2011; BRUJI und Freunde

Mitarbeit am Film “Hochzeit auf dem Lande” und der Theateraufführung “Astoria” im Linzer Posthof.
Zahlreiche Konzerte im In- und Ausland (Toronto, Berlin, Paris, Valencia, Bologna, Moskau, Zagreb, Nürnberg, Saarbrücken u.a.)

www.myspace.com/brujirock


BALIŠ
Während die Kärntner Rockband Bališ nach ihrer Gründung vor nunmehr zehn Jahren noch auf das solide, mit starker Rhythmik durchzogene musikalische Fundament der Rocktradition der siebziger Jahre setzte, dominieren jetzt die Gegenwart emotionale Schwingungen in einer Art Klangerlebnis, das nicht eingrenzbar ist.  Ausschließlich Eigenkompositionen im Retro-Emo-Rock Stil werden im experimentellen Umgang mit der Musik- und Songstruktur auch von Gospel und Blues  beeinflusst. Gesellschaftliche, politische und zwischenmenschliche Texte in slowenischer und deutscher Sprache veredeln das, weit über die gängige Popularmusik hinausreichende, neuartige Hörerlebnis. Auf dieser Basis entsteht ein Klangbauwerk das sein Zuhause im Rock des 21. Jahrhunderts findet. Die Kärntner Band Bališ „lebt“ mit seinen, in der slowenischen Muttersprache gehaltenen Songs, eine tiefe slawische Emotionalität, die irgendwo zwischen Melancholie und Euphorie beheimatet ist. Bališ macht Musik für Kopf und Herz, ohne vom Einheitsbrei der Masse bedroht zu werden!
Ihre neueste CD-Nov nos – wird in Kärnten wie auch in Slowenien in den Radiostationen rauf und runter gespielt. Mit „I love my country“ haben sie es in Slowenien sogar schon zu hitverdächtigen Einsätzen gebracht.
Biografie: Am 1. April 2000 wurde die erste Seite in der Bandgeschichte von Bališ aufgeschlagen. Damals begannen für Izi, Dani, Lipe, Mare, Davorin und Jozej die Vorbereitungen für das erste Konzert. Mit der ersten CD  „001“ stellten sich die Musiker im Jahr 2002 scheibentechnisch vor. Schon das erste Werk begleitete ein bekannter Produzent und Musiker.  Andy Bartosh definierte das Klangbild des Erstlingswerkes. Gäste waren der damals noch als Dr. Kurt Ostbahn aktive Willi Resetarits und Gitarrist Helmut Bibl
 
Bališ fing ursprünglich mit Coverversionen bekannter Interpreten an, nur halt mit eigenen Texten. Im Jahr 2004 veränderte sich der Sound der Band mit der zweiten CD „Morgen gehört mir!“ merklich. In diesem Jahr schloss sich der Band der österreichische Ausnahmegitarrist Helmut Bibl an. Als Gitarrist und Produzent der CD beeinflusste er deutlich den Gesamtklang der Band. Wie auch schon bei der ersten CD war auch diesmal Willi Resetarits Gast im Studio. Im Jahr 2006 riskierte die Band das Single-Projekt „Rož, Podjuna, Zila“. Auf dieser CD sind drei Variationen der heimlichen Hymne der Kärntner Slowenen aufgenommen worden. Damit zeigte Bališ neuerlich auf, welches Potential in der Band steckt. Als Studiogast war diesmal der Slowenische Superstar Vlado Kreslin geladen. Es gelang Bališ mit der Pop-Version in Slowenien einen Hit zu landen.
 
Die vergangenen vier Jahre brachten der Band sicher die spannendste Phase ihrer Bandgeschichte. Bandintern entbrannten Diskussionen über die musikalische Weiterentwicklung. Wohin sollte der Weg führen? Sollte die Band den Blues-Rock Wurzeln treu bleiben? Sollten sie die Rock Riffs der siebziger Jahre weiter verfeinern oder sollte überhaupt das Kapitel der neueren Pop- Rock Gegenwart aufgeschlagen werden? Das war ein auf jeden Fall notwendiger und fruchtbarer, aber keines Falls leichter Prozess. Aber es gelang der Band mit ihrem eben beim Georg Hoanzl erschienenen Album „Novnos“ einen neuen Maßstab in der eigenen Geschichtsschreibung zu setzten. Also, Silberling in den Player und Ohren auf…

balisrock.jimdo.com
www.myspace.com/balisrock