Emile – Erinnerungen eines Vertriebenen + Regiegespräch

Filmreihe zur Ausstellung im Stadtmuseum Dornbirn

„Tatsachen. Das materielle Erbe des Nationalsozialismus“

Mehr als 85 Jahre nach dem Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland und bald acht Jahrzehnte nach dem Ende des NS-Regimes stellt sich weiterhin die Frage, wie wir mit den Hinterlassenschaften und Überresten dieser Zeit angemessen umgehen sollen. Diese Tatsachen finden sich im Stadtbild und in Sammlungen, aber viel häufiger noch in privatem Besitz – in Kellern, auf Dachböden und in Schränken.

Die Frage nach dem Umgang betrifft nicht nur öffentliche Einrichtungen wie das Stadtmuseum, sondern auch zahlreiche Privatpersonen und Familien. Nationalsozialismus, Zweiter Weltkrieg und Holocaust sind für viele Menschen in Österreich Teil ihrer Familiengeschichte. Doch während das formelle Wissen um die NS-Zeit stetig wächst, verblasst die innerfamiliäre Überlieferung zunehmend. 

Die Filmreihe lenkt den Blick ausgehend von materiellen Erbschaften hin in die emotionalen Tiefen und Untiefen von familiären, und persönlichen Erinnerungs- und Bewältigungsversuchen. Nachfolgende Täter- wie Opfergenerationen müssen ihren je eigenen Umgang mit der NS-Vergangenheit finden.

Emile – Erinnerungen eines Vertriebenen

Österreich 2023, 86 min, Deutsche Originalfassung | Rainer Frimmel | Dokumentarfilm

"Das schreibe ich auf, damit ich mich später einmal daran erinnern kann“, notiert Emile Zuckerkandl. Seine Erinnerungen sind lebendig und klar, wenn er vom Salon seiner Großmutter, vom Einzug Hitlers nach dem Anschluss und von seiner Flucht nach Algerien erzählt. Ganz nah an seinem charismatischen Protagonisten fixiert Frimmel ein verwobenes Netz aus persönlichen Erinnerungen, die zum Zeitdokument geworden sind.

"Für Herrn Zuckerkandl Junior: Jeder Blödsinn kann dadurch zu Bedeutung gelangen, dass er von Millionen Menschen geglaubt wird", schreibt Albert Einstein 1932 in das Spruchbüchlein des jungen Emile. Dieser sammelt leidenschaftlich Autogramme, auch jene der Gäste seiner Großmutter: Felix Salten, Stefan Zweig, Alma Mahler, Carl Moll, Maria Königin von Rumänien, Max Reinhardt und viele mehr treffen sich im Salon von Berta Zuckerkandl-Szeps, einer Journalistin und Netzwerkerin der Wiener Moderne, einer außerordentlichen Frau, an die sich Emile Zuckerkandl mit liebevollem Lächeln erinnert, wenn er durch die Familienalben blättert. 

"Rainer Frimmels kontrastreiches, 2012 gedrehtes Porträt von Emile Zuckerkandl bleibt stets ganz nah an seinem charismatischen und geistreichen Protagonisten und dessen lebhaften Erzählungen und fixiert ein in die Weltgeschichte verwobenes Netz aus persönlichen Erinnerungen, die zu einem Zeitdokument geworden sind." (Diagonale)

"Frimmels Film ist neben einer persönlichen Hommage und einer immersiven Geschichtsstunde vor allem auch ein Film gegen das Vergessen." (k.at)

Im Anschluss an die Vorführung am 5.6. findet ein Publikumsgespräch mit dem Regisseur Rainer Frimmel statt - Moderation: Petra Zudrell, Stadtmuseum

In Kooperation mit dem Stadtmuseum Dornbirn und dem Jüdischen Museum Hohenems  

Zweiter Spieltermin: Mi 26.6. - 19.30 Uhr