Jazz&: Jorge Rossy Vibes Trio
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- Jazz&: Jorge Rossy Vibes Trio
- 2023-03-29T20:30:00+02:00
- 2023-03-29T23:59:59+02:00
Jorge Rossy: Vibraphon, Marimba | Robert Landfermann: Bass | Jeff Ballard: Schlagzeug, Perkussion
Jorge Rossy gibt sein Leader-Debüt bei ECM auf Vibraphon und Marimba und gestaltet im Zusammenspiel mit Robert Landfermann am Bass und Jeff Ballard am Schlagzeug ein abwechslungsreiches musikalisches Unterfangen. Der Wechsel des spanischen Musikers zu den Metall- und Holzklangstäben folgt auf seinen Beitrag als Schlagzeuger im Trio des Gitarristen Jakob Bro auf Uma Elmo, mit Arve Henriksen an der Trompete. Auf Puerta führt Jorge sein Trio durch ein Programm origineller Eigenkompositionen.
Puertas Entstehung lässt sich auf Jorges wachsendes Interesse am Vibraphon zurückführen, das über Jahrzehnte zurückreicht. "Bei diesem Trio ging es darum, den Instrumenten viel Raum zum Atmen und zur Entfaltung zu geben, indem weniger, dafür aber wesentliche Noten gespielt werden. Ich fühlte mich auch endlich für diese Instrumentierung bereit, nachdem ich es mir in der Vergangenheit mit harmonisch dichten Besetzungen etwas leichter gemacht hatte", erklärt Jorge. In diesem Sinne ist Puerta also eine ausbalancierte Zusammenarbeit, bei der jedes Instrument in gleichem Maße im Zentrum steht.
Ähnlich seinem Ansatz als Schlagzeuger – früher seine Hauptrolle in jeglicher Besetzung und insbesondere im initialen Line-up des Brad Mehldau Trios – entfaltet sich Jorges Vibraphonspiel in eleganten Wellen, die sich aus minimalsten Phrasen und ergreifendem Ausdruck zusammensetzen. Seine Rhythmusgruppe tut es ihm gleich. Der Vibraphonist überlässt wenig dem Zufall, sondern wählt seine Linien sorgfältig und mit absoluter Beherrschung seiner melodischen Mittel. "Ich bin eher ein Minimalist auf dem Vibraphon und auf der Marimba, spiele wenige Töne und nutze den Raum, der die einzelnen Töne voneinander trennt. Ich habe zehn Jahre lang Trompete gespielt, als ich noch sehr jung war. Die Lektionen in Sachen Melodie, die ich in dieser Zeit gelernt habe, lassen sich auch sehr gut auf das Vibraphon oder auf die Marimba übertragen."
Ganz nach diesem Bilde präsentiert Puerta einen Musiker, der klare Melodien um flinke Kadenzen spinnt, die wiederum von seinen kreativen Kollegen abwechselnd unterbrochen oder begleitet werden und dadurch der Musik ihre eigene Handschrift verleihen. "Jeff und Robert fangen die Essenz meiner Stücke exzellent ein, und gleichzeitig glaube ich, dass sie sich dabei frei fühlen, sich selbst treu zu bleiben", bemerkt Jorge. "Ich wusste, dass ich für dieses Trio mehr als nur eine Rhythmusgruppe brauchte. Ich brauchte drei Solisten, damit es eine komplett ausgewogene Zusammenarbeit werden konnte."
Der dreiviertel Swing "Post-Catholic Waltz", "Ventana" und "Maybe Tuesday" – letzteres Stück basiert auf George Gershwins "The Man I Love" – bieten einen seltenen Einblick in traditionellere Trio Strukturen und verwöhnen mit geschickten Walking-Bass-Linien und flinken Soli zu flüchtigen Pulsen. Anderswo lassen sich Jorge und seine Begleiter auf poetisches Wechselspiel ein, bei dem die zugrundeliegenden melodischen Themen zwar im Vordergrund stehen, aber die rhythmischen Impulse und unterschwelligen Texturen tiefer erforscht werden. Bei "S.T.", "Scilla e Cariddi" und "Tainos" bedient sich Jorge der Marimba, deren erdiges, hölzernes Timbre sich im Rahmen variierender Arco- und Pizzicato-Bass-Begleitung sowie von Jeff Ballards perkussivem Beckennebel umhüllt subtil entfaltet. "Cargols" – das einzige Stück in diesem Set, das nicht aus Jorges, sondern Chris Cheeks Feder stammt – ist mit einem Groove im gemäßigten Tempo bestückt, der als Vorlage für die Soli Jorges und Roberts dient. Mit "Adagio" wird das Programm durch eine Rubato-Ballade abgerundet – eine Meditation in behutsamer Improvisation, die im barschen Tango "Adiós" einen passenden Kontrast findet.
Das Titelstück zu Puerta kam Jorge an einem Scheideweg in seinem Leben: "Es war wie eine Vorahnung – intuitiv; ich habe ‚Puerta‘ in einem Hotel in London geschrieben, direkt vor dem drittletzten Gig, den ich mit Brad [Mehldau] gespielt habe. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir noch nicht darüber gesprochen, dass ich die Band verlassen würde, aber ich hatte das Gefühl, dass es an der Zeit war, weiterzuziehen. ‚Puerta‘ bedeutet im Spanischen ‚Tür‘. Ich glaube, ich dachte unterbewusst schon daran, eine neue zu öffnen, um eine neue Phase, ein neues Kapitel zu beginnen."
Auch das Album Puerta funktioniert wie eine Tür und eröffnet eine spannende Perspektive auf einen der produktivsten und vielseitigsten Musiker der Gegenwart.
Zu Jeff Ballard’s vorangegangen Aufnahmen bei ECM gehört seine Arbeit mit dem Fly-Trio an der Seite von Mark Turner und Larry Grenadier mit den Alben Sky & Country und Year of the Snake. Puerta ist Robert Landfermanns erstes Album bei ECM.
Puerta wurde im Jazz Campus Basel im September 2020 aufgenommen.