Neue Spielräume: Der Wandel von der christlich-sozial orientierten Volkspartei zum türkisen Populismus

Die Österreichische Volkspartei hat seit dem Jahr 1945 mit dem Selbstverständnis als christlich-soziale Partei politische Verantwortung für Österreich wahrgenommen. Die Koalitionsregierungen der vergangenen 20 Jahre haben zu Abnützungserscheinungen geführt, die die Partei mit existenziellen Problemen konfrontierte. Die Übernahme der Parteiführung durch Sebastian Kurz hat zu einer weitgehenden Entideologisierung der Partei geführt, die von der politischen Mitte nach rechts rückte. Die Regierungspartnerschaft mit der FPÖ und die Nachgiebigkeit der ÖVP in vielen Bereichen hat den Charakter der Partei nachhaltig verändert.

Heinrich Neisser begann seine politische Tätigkeit 1966 unter Bundeskanzler Josef Klaus und war von 1975 bis 1999 für die ÖVP Mitglied des Nationalrates (1990 und 1994 Klubobmann der ÖVP, 1994-1999 Zweiter Präsident des Nationalrates). Der Politikwissenschaftler lehrte seit 1985 an der Universität Wien und von 1997 bis 2009 an der Universität Innsbruck.