Dear Reader + KAIKO
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- Dear Reader + KAIKO
- 2017-03-25T21:00:00+01:00
- 2017-03-25T23:59:59+01:00
Politisch, persönlich, poetisch: Südafrikanische Geschichtsbewältigung trifft Schönklang.
Cheri MacNeil ist nicht einfach Singer-Songwriterin: Wie die Südafrikanerin aus Piano-Balladen Musikstücke von orchestraler Breite zu zimmern vermag, verdient schon besondere Beachtung. Manchmal ufern die Stücke, die MacNeil unter dem Bandnamen Dear Reader veröffentlicht, in Joanna-Newsom-artige Folk-Epen aus, dann bleiben sie wieder im fast konventionellen Tori-Amos-Ton, aufregend klingen sie so gut wie immer. Auf "Rivonia", dem vierten Album der nun in Berlin lebenden Musikerin, kreist die musikalische Extravaganz um ein Überthema - die politischen Umwälzungen in Südafrika, die die Sängerin als Kind kaum miterlebte und erst nach und nach realisierte. "Down Under, Mining", "Man of the Book" oder "27.04.1994" sind dabei keine Polit-Songs, sondern Zeugnisse einer persönlichen Spurensuche, verbunden zu einem tollen Album.
Der Popentwurf von KAIKO ist einer, der angenehm weit entfernt ist von der Sensationslust der hyperventilierenden Musikpresse, die damit beschäftigt ist, das nächste große Ding hochzujazzen – jetzt gerade bevorzugt im breiten Wiener Dialekt. Dieser Bienenstock mag gerade Honig geben, aber es surrt und schwirrt schon so laut dort drinnen, dass mitunter auch ein Gegenpol dazu ganz angenehm sein kann. Nein, hier geht es um Grundsätzlicheres. Die Regeln des modernen Pop-Geschäfts durchbrechen KAIKO denkbar einfach, indem sie lieber dem ursprünglichen Entwurf des Musizierens, Songschreibens und Geschichtenerzählens folgen. Songs, denen das Bedürfnis anzumerken ist, in die Welt hinaus zu wollen. Kathrin Kolleritsch erzählt uns Geschichten aus dem Leben. Sie schafft es, dass man ihr gerne zuhört, weil sich wohl jeder in der einen oder anderen davon wiederfinden kann: Da geht es um geschwisterliche Beziehungsebenen, das Verarbeiten dramatischer Familienereignisse, die Sorge vor großen gesellschaftlichen Veränderungen.