Jon Fosse „Der Gitarrenmann“ – Ein Monodrama mit Musik

Mit: Robert Kahr

Regie: Marius Schiener

Jon Fosse erzählt die Geschichte eines alt und müde gewordenen Straßenmusikers, eines eingewanderten Außenseiters. Er spielt tagtäglich seine Lieder, die er mittlerweile hasst, für „die die sie hören wollen und auch für solche die sie nicht hören wollen“.
Verunglückt kommt ihm sein Leben vor. Ein Leben? Eher ein Überleben ohne menschlichen Halt, gefüllt mit Einsamkeit und Verlassenheit.
Glücklich ist er nicht geworden, nicht als Mensch und nicht als Musiker. Kläglich seine Begegnungen und Nichtbegegnungen mit Passanten. Er erinnert sich an seine Jugend in einem fernen Land, als er die Musik noch geliebt hat. An seine Ex-Frau und das gemeinsame Kind, mit dem er nie eine Verbindung aufbauen und dem er nie etwas bieten konnte.
Seiner Untauglichkeit und seines Lebensüberdrusses bewusst, entscheidet er, dieses Leben so nicht weiterführen zu wollen. Er will etwas verändern, diesen fremden Ort verlassen. Aber was bleibt ihm dann noch übrig?

Der höchst musikalische, aber reduzierte Text Fosses, den er in seinem 40. Lebensjahr 1999 schrieb, hat autobiografische Züge. Immerhin spielte Fosse in seiner Jugend selbst Gitarre in einer Band im norwegischen Bergen. Fosses Stücke widerspiegeln stets Szenarien der Seele oder sind, wie Friedrich Hebbel über Monologe ganz allgemein sagte, „Atemzüge der Seele“.

Die oft abgebrochen Sätze und Pausen, die Wiederholungen im Geäußerten des „Gitarrenmannes“ bieten außerdem eine Projektionsfläche für vielschichtige Deutungen, die meditativen und religiösen Charakter zu haben scheinen.

Der Gitarrenmann ist ein Stück über das „Ungesagte“, das doch in einer Art „Partitur aus Worten“ Ausdruck findet. Ein Versuch, das Schweigen im Inneren einer gesellschaftlichen Randfigur erlebbar zu machen.


Jon Fosse

geboren 1959 in der norwegischen Küstenstadt Haugesund, aufgewachsen am Hardanger-Fjord, lebt seit Ende der siebziger Jahre in Bergen. Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaft, Dozent an der Akademie für kreatives Schreiben in Hordaland. Seit Anfang der neunziger Jahre freier Schriftsteller.
1983 erschien sein erster Roman Raudt, svart (Rot, schwarz), gefolgt von weiteren Romanen, Gedichtsammlungen, Essays und Kinderbüchern.
1994 wurde erstmals ein Stück von ihm, Og aldri skal vi skiljast (Und trennen werden wir uns nie), am Nationaltheater Bergen aufgeführt.
Für sein Stück Der Name wurde Fosse mit dem Ibsen-Preis ausgezeichnet, und für Sommertag wurde ihm im August 2000 der Nordische Dramatikerpreis verliehen. Für Der Name erhielt er außerdem im Oktober 2000 den österreichischen Theaterpreis “Nestroy” als Bester Autor.

2002 erhielt er den skandinavischen Nationaltheaterpreis für Todesvariationen, den er 2003 zudem für sein dramatisches Gesamtwerk erhielt. 2003 wurde er mit dem Ehrenpreis des Norwegischen Kulturrats und dem norwegischen Armanda-Ehrenpreis ausgezeichnet und in Frankreich als „Chevalier de l’Ordre National du Mérite“ geehrt. 2005 wurde ihm in Norwegen für sein literarisches Werk der Sanct Olavs Orden verliehen, 2006 der Anders Jahres Kulturpreis, eine der höchsten Auszeichnungen Norwegens, sowie 2010 der Internationale Ibsen-Preis. Seit Mai 2011 genießt er lebenslanges Wohnrecht in der "Grotte", einer Ehrenwohnung des norwegischen Staates am Osloer Schlosspark. Jon Fosse lebt seit 2013 auch an der österreichisch-slowakischen Grenze.