Kreisky + Sado Maso Guitar Club
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- Kreisky + Sado Maso Guitar Club
- 2014-11-20T21:00:00+01:00
- 2014-11-20T23:59:59+01:00
Ohne Umschweife: Mit ihrem vierten Album Blick auf die Alpen haben Kreisky ihre stärkste, ihre musikalischste, ihre einfallsreichste Platte gemacht. Ein gleißendes Wunderding, das sich bei jedem Mal hören anders gibt. Schlank, klirrend und energetisch. Aber auch drall, smart, fast zärtlich. Und wir reden hier immerhin von einer Band, deren Alben Meine Schuld, meine Schuld, meine große Schuld (2009) und Trouble (2011) zahlreiche Jahres- und sogar Jahrzehnte-Bestenlisten geziert haben.
Hatte man die ersten drei Alben der Wiener eher notdürftig unter Post-Punk eingeordnet oder schlicht als „begeisternd klare Rockmusik“ (FAZ) bezeichnet, geht die Eindeutigkeit mit Blick auf die Alpen endgültig flöten. Die Band spricht selbstbewusst von „unserer Vorstellung von Popmusik”, einem „gelungenen Coup“; und dann doch wieder von einem „lässigen Lärmbrocken”.
Thematisch findet man einen scharfen Blick auf, nun ja, die Alpen und ihre Bewohner, manchmal durchaus hasserfüllt, aber ohne Zynismus. Denn: „Alpen gibt es überall“, so Sänger Franz Adrian Wenzl kryptisch. Mit Geografie braucht man ihm nicht kommen. Die Figuren von denen er auf Blick auf die Alpen singt, sind in ihren Rollen festgefahren. Sie sind gegen etwas, weil jemand anders dafür ist. Gegen die Eltern in den Teenager-Dramen Weinkrämpfe und Wir machen uns Sorgen um dich, gegen unerträgliche Besserwisser in Wir Unterhaltenen, Die Wildnis oder im Titelsong, gegen die anderen per se im breit angelegten Rinderhälften. Diese armen Geschöpfe. Immer hält sie jemand davon ab, so zu sein, wie sie eigentlich sein könnten, wollten, sollten. „Wobei, selber schuld”, giftet Wenzl.
Blick auf die Alpen ist, trotz oder gerade wegen aller freigelegten und rausgesungenen Makel, eine so menschliche, fast mitfühlende Platte. Den Industrie-Lovesong Pipelines oder die Prokrastinierer-Hymne Selbe Stadt, anderer Planet, zu denen die Band zwei hinreißende Videos gedreht hat, kann man jederzeit zur Herzensbildung heranziehen. Auch wenn das Album betont unversöhnlich endet: „Die Erde ist ein Todesstern, und wer auf ihr lebt muss sterben.“ Dazu Meuchelmördergitarren. Nur: Ist das denn nicht ebenfalls die Wahrheit?
Blick auf die Alpen, produziert von Kreisky und Oliver „Ollmann“ Brunbauer (Gustav, BulBul, Elektro Guzzi), wurde über einen Zeitraum von eineinhalb Jahren im Studio der Wiener Symphoniker im Konzerthaus Wien aufgenommen und im Feedback Studio 2 abgemischt. Gemastert hat Chris Potter im Electric Mastering Studio London, der auch schon Arbeiten von den Arctic Monkeys, Franz Ferdinand, Duffy oder Gossip feinpolierte. Blick auf die Alpen er scheint als Kooperation der Labels Wohnzimmer und Buback als CD, Vinyl und Download.
Franz Adrian Wenzl: Stimme, Orgel
Martin Max Offenhuber: Gitarre, Stimme
Gregor Tischberger: Bass, Gitarre, Stimme
Klaus Mitter: Schlagzeug
The Sado Maso Guitar Club
Mit seinem zweiten Album, das bewusst den Namen der Band trägt, ist der 2009/2010 von Matthias Krejan (Stimme, Gitarre) gegründete Sado Maso Guitar Club aus Graz bei sich angekommen – voll und ganz! 13 Songs lang stürzen sich die fünf versierten Instrumentalisten in einen freischwebenden, weit ausholenden Rock´n´Roll – psychedelische Höhenflüge über einige Takte inklusive – der aus dem kreativen Spiel mit den unterschiedlichsten Elementen einer mittlerweile wenigstens 60jährigen Rock- und Popgeschichte große Lust bezieht und bereitet. Eine sinnlich logische Rockmusik auf der Höhe der Zeit, die bei ihren zwingendsten Songs wie „Your Voice“, „Circus, Circus“, „Family Loves“ oder „Relax“ zudem jede Menge Popappeal der eigenständigen Art entwickelt.
Ein bisschen Blur, ein bisschen Bowie, ein bisschen Beat, ein bisschen England also. Oder eigentlich räudig viel davon. Alles mit einer Prise Grazer Charme: so ungefähr klingt der in weichen aber drückenden Wellen auf einen zukommende Sturm, den der Sado Maso Guitar Club produziert. (David Bauer, The Gap)
Der Sado Maso Guitar Club quält weder sich noch sein Publikum, sondern spielt reschen Rock 'n' Roll alter Schule in dem man das Songwriting des psychedelischen Sixties Pop ebenso einfließen lässt wie einige derbe Rumpler.
Foto: Ingo Pertramer und Klaus Mitter