DEFA Filmreihe - Spur der Steine
DEFA-Filme – zwischen Verbot und „Wende“
- https://zmi.spielboden.at/Plone/veranstaltungen/2009/11_november/2009-11-14-20-30-defa-filmreihe-spur-der-steine
- DEFA Filmreihe - Spur der Steine
- 2009-11-14T20:30:00+01:00
- 2009-11-14T23:59:59+01:00
- DEFA-Filme – zwischen Verbot und „Wende“
Regie: Frank Beyer, DDR 1966/1990, 139 min, OF
Drehbuch: Frank Beyer, Karl-Georg Egel
Literarische Vorlage: Nach dem gleichnamigen Roman von Erik Neutsch
Der Regisseur Beyer scheint das typische Beispiel für einen im Kulturbereich Tätigen in der DDR, der als Parteimitglied zwischen eigenem Idealismus und dem ideologisch bestimmten Pragmatismus der Nomenklatura aufgerieben wurde. In seinem Film nach einem in der DDR von der Partei gelobten Roman von Erik Neutsch erzählt er von drei Personen auf einer Baustelle – einem Zimmermann, einer Ingenieurin und einem Parteisekretär –, den Konflikten, in die sie geraten, und von den Lösungen oder Scheinlösungen, die für diese Konflikte gesucht und gefunden wurden. Drei Tage nach der Uraufführung wurde „Spur der Steine“ wegen „antisozialistischer Tendenzen“ aus dem Programm genommen, weil er angeblich „eine SED vorführte, die innerlich tief zerstritten ist, die zwei sich bekämpfende Flügel hat“. Für Beyer folgte nach der Absetzung des Films Studioverbot.
Auf einer Großbaustelle arbeitet Brigadier Balla mit seinen Leuten. Sie arbeiten viel, damit das Geld stimmt und steigen auf die Barrikaden, wenn Sand im Getriebe ist. Um fehlendes Material zu beschaffen, gehen sie eigene anarchistische Wege. Von dieser rauen Truppe sieht der neue Parteisekretär Horrath seine Autorität untergraben.
Aber es gibt noch andere Probleme in Schkona. Dem Oberbauleiter Trutmann wachsen diese Probleme – Materialengpässe und organisiertes Missmanagement – über den Kopf. Er ist für diesen Posten nicht tauglich. Auch der in der Parteileitung sitzende Hermann Jansen schwankt zwischen Loyalität zu Partei und Staat, vor allem bezüglich der vorgegebenen Plankennziffern, und der Notwendigkeit, endlich richtige Entscheidungen zu treffen, damit aber von den Vorgaben abzuweichen.
Die beiden Kontrahenten verbindet eine Mischung aus Respekt und Rivalität. Neu auf der Baustelle ist auch die Bauingenieurin Kati, in die Balla als auch Horrath sich verlieben. Sie geht, was die Baustellenprobleme anbelangt, mit Balla konform, ihre Liebe aber gehört Horrath, von dem sie ein Kind erwartet. Horrath gerät in Schwierigkeiten, denn er hat bereits Frau und Kinder.
Vorfilm
Doku - Östliche Landschaft
Regie: Eduard Schreiber, D 1991, 13 min, OF
Der Osten ist zur Müllkippe geworden, auf der sich der Rest der Zivilisation finden, Fetzen von Briefen und Formularen, beschädigte Puppen, halb vermoderte Messer und Gabeln. Zeitungsblätter wirbeln durch die Luft. Eine Müllkippe im Norden Berlins. Soeben ist ein Staat beerdigt worden. Schnell noch entledigt er sich seiner Fahnen und seine Bürger lassen all den Hausrat und die Symbole, die an die Vergangenheit erinnern können, zurück. Ein alter Mann versucht noch ein paar Töne auf seinem Akkordeon, ein junger Mann wirft seine Kleider weg. Am Horizont kreisen die Raben.
DEFA-Filme – zwischen Verbot und „Wende“
DEFA-Filmreihe anlässlich 20 Jahre Mauerfall
Im November jährt sich der Mauerfall zum zwanzigsten Mal. Es war den DDR-Bürgern nun möglich geworden vom internationalen Menschenrecht auf Reisefreiheit Gebrauch zum machen. Die „deutsche Wende“ (Höhepunkt war die Wiedervereinigung beider deutscher Staaten) veränderte auch die Produktionsbedingungen der volkseigenen DEFA-Filmstudios (Deutsche Film AG) der DDR mit Sitz in Potsdam-Babelsberg. Die DEFA sollte laut dem Anliegen ihrer Gründer „helfen, in Deutschland die Demokratie zu restaurieren, die deutschen Köpfe vom Faschismus zu befreien und auch zu sozialistischen Bürgern erziehen“. Nach der Wende wurde die DEFA 1992 von der Treuhandanstalt verkauft. Die Rechte am DEFA-Filmstock wurden 1998 der gemeinnützigen DEFA-Stiftung übertragen.
Zweimal taucht in unserer kleinen DEFA-Filmauswahl der Regisseur Frank Beyer (1932) auf. Mit „Spur der Steine“ drehte Beyer in den 60er Jahren einen der systemkritischsten Filme, gerade auch weil er SED-Mitglied war. Seine Wurzeln sind sozialdemokratisch und antifaschistisch. Der Film wurde, wie viele andere auch, auf die Verbotsliste gesetzt. „Der Verdacht“ ist Beyers letzter Film, der von ihm im DEFA-Studio für Spielfilme Babelsberg gedreht wurde. Symbolhaft steht der Film für das Ende des DDR-Filmschaffens. Es ist ein typischer „Wendefilm“ (Ende 80er/Anfang 90er), die noch im DEFA-Produktionskontext entstanden sind. Viele dieser Filme beschäftigen sich mit der Verarbeitung der DDR-Diktatur.