proFILE Jazz Festival - Michel Godard

Der 1960 in Héricort bei Belfort geborene Michel Godard setzt spieltechnisch völlig neue Maßstäbe auf der Tuba, die er mit einer Behändigkeit spielt, als wäre sie das leichtfüßigste Instrument überhaupt. Ob Zirkularatmung oder Multi-Phonics, seiner Virtuosität sind keinerlei Grenzen gesetzt. Godard spielte ursprünglich in klassischen Sinfonieorchestern und Neue Musik bei Pierre Boulez, ehe er sich dem Jazz zuwandte. International bekannt wurde er durch seine Zusammenarbeit mit Louis Sclavis, Rabih Abou-Khalil oder Pierre Favre, längst hat er aber auch mit einer ganzen Reihe eigener Bands großes Aufsehen erregt. Neben dem Jazz hat Michel Godard auch ein Faible für Alte Musik, was eindrucksvoll durch sein Großprojekt „Castel del Monte“ dokumentiert wird. Das schlangenförmige und schwierig zu spielende Renaissance-Instrument Serpent, das fallweise auch noch Rossini, Wagner oder Mendelssohn-Bartholdy einsetzten, verwendet Michel Godard auch im Jazz. Zum Spiel auf dem Serpent erklärt Michel Godard: „Auf einem Instrument wie dem Serpent muss jeder Ton neu erschaffen werden, weil er sozusagen direkt aus dir selber kommt. Das zwingt dich, dich tiefer in diese Musik hineinzudenken. Alte Musik ist für mich auch ein Bindeglied zu den meisten ethnischen Musiken, insbesondere wenn in ihnen Instrumente vorkommen, die eine Verwandtschaft zur Tuba aufweisen. So habe ich mich mit der tibetischen Musik oder mit jener der australischen Aborigines auseinandergesetzt.“

 

Cousins Germains

Wolfgang Puschnig - sax
Christof Lauer - sax
Herbert Joos - trumpet
Michel Godard - tuba, bass
Franck Tortiller - vibes
Wolfgang Reisinger - drums 

Dieses selten zu hörende Sextett mit Spitzenmusikern aus Frankreich, Österreich und Deutschland ist einer der absoluten Geniestreiche Michel Godards. Hinter dem furiosen Bläsersatz mit Wolfgang Puschnig, Christof Lauer und Herbert Joos brennen die ausgefuchsten Rhythmiker Franck Tortiller und Wolfgang Reisinger  ihre Feuerwerke ab, und Michel Godard brilliert sowohl solistisch als auch mit seinen in die Beine fahrenden Bassgrooves. Wie diese ausgesuchten Individualisten ihre ganz persönlichen Vorzüge und Eigenheiten ausspielen und dennoch zu einem gemeinsamen Nenner in manchmal nahezu Bigband-artiger Manier finden, ist immer wieder verblüffend. Den ausgefeilten Arrangements wird mit großer Leichtigkeit, mit Kraft und Leidenschaft musikalisches Leben eingehaucht, wobei auch Witz und Humor nie zu kurz kommen. Brilliante Musik jenseits aller Klischees – ausgesprochen unterhaltsam, aber mit Tiefgang.

 

Écoute le vent

Linda Bsiri - voice
Michel Godard - tuba, serpent, bass 

Gemeinsam mit der unkonventionellen Sängerin Linda Bsiri macht sich Michel Godard immer wieder auf zu musikalischen Raum-Klang-Erkundungen in Kirchen, Schlössern oder Burgen. Mit Stimme, Serpent und Tuba loten sie auf vielfältige Weise Tiefen und Grenzen aus. Ob alte Weise oder zeitgenössische Komposition, die verblüffende Kombination von choraler Strenge, Jazz und Improvisation im Geiste eines mystischen Ortes macht einen ganz besonderen Reiz aus. Michel Godard zur Zusammenarbeit mit Linda Bsiri: „Ich übe gerne auf meinem Instrument, indem ich Sängern zuhöre. Das ist ebenfalls eine enge Verbindung zur Alten Musik, denn dort war der beste Weg, ein Instrument zu spielen, die menschliche Stimme zu imitieren. Wir spielen seit 20 Jahren zusammen, und ich habe wirklich eine Menge Dinge von Linda gelernt, deren sehr spezifische Stimme an der zeitgenössischen Musik zum Beispiel eines Luciano Berio geschult ist. Ich habe viel trainiert, um dieselbe Flexibilität auf der Tuba zu erreichen wie sie mit ihrer Stimme. Wir haben eine sehr spezifische gemeinsame Sprache gefunden, die aus Elementen des Jazz, der Alten Musik und der zeitgenössischen Musik besteht.“

 

ImpertinAnce

Michel Godard - tuba, bass, serpent
Frank Tortiller - vibes
Patrice Heral - percussion

In diesem unkonventionell besetzten Trio treffen sich drei ausgesprochen vielseitige und virtuose Alleskönner, die seit langem eine wichtige Rolle in der französischen Jazz-Szene und darüber hinaus spielen. So leitete der Vibraphonist Franck Tortiller mehrere Jahre das Orchestre National de Jazz, und der unglaublich einfallsreiche Drummer Patrice Héral ist einer der meistbeschäftigten Schlagzeuger Europas. Gemeinsam zelebrieren sie einen ungemein frischen, ausdrucksstarken, typisch europäischen Jazz, der allen Beteiligten viel Freiraum zur kreativen Entfaltung lässt und immer wieder für angenehme Überraschungen sorgt.