Dokumentarfilm – La dignidad de los nadies


Regie: Fernando Solanas, Argentinien 2005, 112 Minuten, O.m.U.

 
Der Film ist der zweite in einer geplanten Serie von vier Dokumentarfilmen über die Lage in Argentinien. Auf "La Dignidad de los Nadies" (Die Würde der Niemande) und "Memoria del Saqueo" (Geschichte einer Plünderung, 2005, hier schon gesehen) sollen noch "Argentina Latente" (Schlafendes Argentinien) und "La Tierra Sublevada" (Das rebellierende Land) folgen.

"La Dignidad de los Nadies" beginnt mit den Ereignissen vom Dezember 2001, als eine massive Revolte des argentinischen Volkes den Sturz der Regierung von Fernando de la Rúa herbeiführte. Die Demonstrationen wurden durch den Plan der Regierung ausgelöst, die Staatsausgaben im Rahmen eines vom IWF geforderten finanziellen Notprogramms herunterzufahren. Zwanzig Jahre IWF-Kredite und die damit verbundenen Strukturanpassungsprogramme hatten ein Land mit einer ruinierten Wirtschaft und dem weltweit höchsten Schuldenstand pro Kopf hinterlassen. Mehrere Regierungen fielen während der Krise. Wenig später geriet auch die neue Regierung von Präsident Eduardo Duhalde unter den Beschuss der Bevölkerung.

Solanas’ Off-Stimme informiert uns, dass de la Rúa abgesetzt wurde, ohne dass die Bevölkerung eine Alternative geschaffen hätte. "Was ich Ihnen erzählen werde, sind die Geschichten der ‘Niemande’, der Männer und Frauen, wie so viele Argentinier ohne Mittel und ohne Namen, die immerfort Entbehrung und Unglück erleiden mussten."

Interviews mit den Arbeitslosen, Jungen und Alten, der verarmten Mittelklasse und mit Bauern zeichnen das Bild einer Bevölkerung, die mittels einer Anzahl improvisierter, bodenständiger Methoden überlebt - und Widerstand leistet. Eine Suppenküche entsteht in einer notleidenden Gegend in der Nähe von Buenos Aires; ein Heer von Arbeitslosen (die sogenannten ‘Piqueteros’) blockieren protestierend eine Landstraße; eine Bäuerin organisiert sich mit ihresgleichen, um ihre Höfe gegen die Banken zu verteidigen; von jungen Leuten werden Medikamente verteilt an diejenigen, die von einem zusammenbrechenden Gesundheitssystem im Stich gelassen wurden; Arbeiter besetzen und führen eine Ziegelfabrik, nachdem sie mit Hilfe der Gemeinde fünf Räumungen Einhalt geboten haben.