Michael Donhauser


Geboren 1956 in Vaduz (F. Liechtenstein) als österreichischer Staatsbürger. Studium der Germanistik und Romanistik in Wien, abgeschlossen mit einer Arbeit zu den deutschen Übersetzungen von Charles Baudelaires „Fleurs du Mal“. Seit 1986 Veröffentlichung von Gedichten sowie von Prosa und Übersetzungen, seit 1996 längere Aufenthalte in Frankreich und Deutschland. Lebt in Wien und Maienfeld (Graubünden/ CH).

         

Ich habe lange nicht doch nur an dich gedacht

Dunkel und kahl verzweigte sich das
Geäst am Horizont, der jenseits einer
Wiese lag, und von den Gleisen schien
silbern wider der Himmel, die Lichter

glosten und schwarz waren die Kabel
und Gittermaste entlang den Schienen
wie das Laub in den Gräben und an
den Stauden – es kreuzten sich in den

Beeten die Bohnenstangen, und vom
Bahnhofsvorplatz her waren Motoren
und Stimmen zu hören oder das Nahen
vom Bus, der dann bereitstand, wie

der Zug einfuhr, das war so gewesen
in Santander, war so in Maienfeld, ich
las von Verschollenen oder las von den
Seligsprechungen, die Vergeblichkeit

war die ähnliche, erfolglos würde die
Suche enden und umsonst war all das
Sprechen, nur die Hände blieben, wie
sie kneteten, segneten das Brot, werde

Wein, sagte einer und war des Trinkens
müde, durstig und trunken in einem –
özlem, nur, ask, die Sehnsucht wie die
Hingabe, das Licht, alles war entzweit

 

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