Ilma Rakusa


1946 in Rimavská Sobota (Slowakei) als Tochter einer Ungarin und eines Slowenen geboren. Kindheit in Budapest, Ljubljana und Triest. Volksschule und Gymnasium in Zürich. 1965-71 Studium der Slawistik und Romanistik in Zürich, Paris und St. Petersburg. Nach der Promotion, 1971, Assistentin am Slawistischen Institut der Uni Zürich, seit 1977 Lehrbeauftragte. Daneben freiberuflich als Schriftstellerin, Übersetzerin und Publizistin tätig. Ilma Rakusa lebt in Zürich.
Rakusa ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u.a. 1991 den Petrarca-Übersetzerpreis, 1998 den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung, mehrmals Ehrengaben des Kantons und der Stadt Zürich sowie 2003 den Adelbert-von-Chamisso-Preis.

         

Zwei Neunzeiler

Du fragst, was ich heute tat? Nichts
Besonderes. Doch wie soll ich dir die
Naht erklären zwischen gestern Not
und heute flott im Boot. Bagatelle.
Etwas Schwindel im Innern. Ein Spaziergang,
helles Gras. Der Igel zur Stelle.
Dann Kakao mit Keats und Deutsche
Welle. Abends sehr im Zweifel
ob Zeit wirklich Sämtliches verwischt

Mass? Welches Gras wächst zurück?
Der Holztisch dunkelt ohne Zeremoniell,
der Teddy kahl. Gekürt zum Helden.
Fahl die Sonne im Quadrat
des Fensters. Föhn auf Wanderschaft.
Die Schatten werden Treppen, versteppen
schon. Und also Tiere, Passagiere?
Nein. Die Zeit zermahlt die Stunden.
Drinnen strahlt es weiss. Im Abschiedsspiegel.

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