Einst
waren römische Thermen versehen mit Bibliotheken,
So daß gesäubert und frisch dort man ein Buch lesen konnt'.
Heut, zwischen staubigen Büchern, mit schmutzigen Händen
und niesend,
Täten den Lesern so wohl Thermen in der Bibliothek.
Arten zu lesen, gibt's viele, und jede hat ihre
Geschichte:
Leidenschaft, lachendes Glück, Ungeduld, Kopfweh und Qual.
Dennoch, die närrischste Szene ist diese: du liest tote Sprachen,
Schriften zum Beispiel, so dick, daß du das Ende nicht siehst.
Mitten im Lesen passiert es: dein Lesen wird zur Übersetzung,
Und dem gelesenen Vers folgst du mit eigenem Reim.
Da, wo du aufhörst zu lesen, dort endet auch die Übersetzung,
Das, was du nicht übersetzt, last du entsprechend auch nicht.
Nur, was du dir übersetzt, nur das war allein dir Lektüre,
Die, wie du lachend bemerkst, gänzlich du auswendig kennst.
So übersetzt du zwar etwas, doch hast du es kaum auch gelesen.
Bald schon gestehst du dir ein: Leser und Autor bist du.
Lustig ist dieses Bekenntnis, und wahrheitsgemäß ist
es zudem,
Leser, denn der, den du liest, der ist ein Beispiel dafür.
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