Ulrike Draesner


Geboren 1962 in München. Studium von Germanistik, Anglistik und Philosophie in München und Oxford, wissenschaftliche Assistentin an der Universität München. Lebt in Berlin. Für die nacht geheuerte zellen, Gedichte, Sammlung Luchterhand, München 2001, Mitgift, Roman, Luchterhand, München 2002, Hot Dogs, Erzählungen, Luchterhand, München 2004
Wichtigste literarische Auszeichnungen: Förderpreis zum Leonce-und-Lena Preis 1995, Bayerischer Staatsförderpreis für Literatur 1997, foglio-Preis für junge Literatur 1997, Hölderlin-Förderpreis 2001, Preis der Literaturhäuser 2002

         

Mühle

er ihrer sich wo doch
sie sich seinerseits wo er
jetzt zum entscheidenden
zug auf dem brett schwarz
gegen weiß viel haar eine stirn
am zug zugfenster sie wo er
seinerseits nicht weiß wie
weiter wo doch sie und wieder
nicht sie am zug auch unsicher
ob er bleiben oder gehen oder die
oder die und schon ihrerseits
sich heraussieht er wo sie doch
wartet was zieht schwarz oder weiß
wo er doch wartet daß sie einsteigt
die ihr in die stirn fallende locke
schwarz auf jeden fall weiß jetzt
am zug er wo doch viel mehr als das
wo doch als stein sie sich
ihrerseits er auf jeden fall
jetzt am zug wo weiß
auf weiß ihre finger
als sie das fenster öffnet
auf jeden fall endlich brett
trittbrett des zuges daß sie sich
trennen sie ihrerseits sie
sich nicht sicher und
wo sich seiner ist er?

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