László Csiba


1949 in Mosonmagyaróvár, Ungarn, geboren. 1966 erste lyrische Versuche. 1968 Übersiedlung in die DDR. 1978–79 Übersetzungen ungarischer Prosawerke und Gedichte. 1981-86 Miniaturen, Kurzgeschichten und Gedichte in deutscher Sprache. 1987-91 Studium am Literaturinstitut in Leipzig. Seit 1992 diverse Stipendien, u.a. des Kultusministeriums des Landes Sachsen-Anhalt, im Künstlerhaus Schloß Wiepersdorf, in der „Art Stiftung Plaas“, Lindau am Bodensee, des Kuratoriums der Stiftung Kulturfonds, Berlin.
1995 erhielt Csiba den Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis.

         

Ich liebe zu frühstücken

der kaffee in der tasse
weckt meine augen
auf deutsch
die sonne scheint
auf deutsch
tauben gurren
der morgen regnet stunden
auf deutsch
barfuß das hemd offen
betrachte ich den raum
wie eine
langsam heller werdende straße
gegenstände eilen auf mich zu
ich küsse die pobacken
der butterbrötchen
quark und wilder honig
vermählen
die zunge mit dem gaumen
keine krume im brotkorb
tröstet mich
mit leeren floskeln
auf dem tisch türmt sich
eine ungeheure gegenwart
auf Godot will ich
nicht mehr warten
lieber reibe ich mich warm
an der blinden kraft des tags
ich will mit mir
befreundet sein
was darf ich vergessen?
ich lehne auf den tisch den arm
in die hand stütze ich den kopf
und der tisch bricht zusammen
das geschirr zerspringt
auf deutsch
im aquarium lachen die fische
schritte im klavier
ich mache den kleiderschrank auf
vor mir steht Hölderlin
geziertes hochdeutsch

aha!

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